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„Todesfälle“ von gestern schon vor drei Wochen gestorben

In den Nachrichten wurde gestern über 180 neue Todesfälle berichtet1. Diese Zahl wird auch auf dem „Dashboard2“ des Robert-Koch-Instituts angezeigt. Tatsächlich ist aber von den Gesundheitsämtern schon vorgestern kein einziger Todesfall mehr gemeldet worden.

Auf den Seiten des RKI kann man sich die Rohdaten des Dashboards3 herunterladen. Jeder Datensatz hat ein „Referenzdatum“, also das eigentliche Sterbedatum und ein „Meldedatum“, also das Datum an dem das Gesundheitsamt den Sterbefall ans RKI übermittelt hat. Außerdem kann man sich die „Fallzahlen“ 4 herunterladen, aus denen man sehen kann, an welchem Tag das RKI über die Todesfälle berichtet hat. Wenn man die Todeszahlen nun nach Sterbe-, Melde- und Berichtsdatum sortiert, sieht man, dass es einen zeitlichen Versatz von drei Wochen gibt:

Eigene Auswertung, Quelle: Robert-Koch-Institut5 6

Die berichteten 180 Toten sind der letzte Punkt auf der blauen Kurve. Wenn man die Daten glättet, indem man die Toten pro Kalenderwoche darstellt, wird der Effekt noch deutlicher:

Eigene Auswertung, Quelle: Robert-Koch-Institut5 6

Wenn man wissen will, wann wie viele Menschen tatsächlich gestorben sind, muss man sich die graue Linie ansehen. Danach sind am 28. März nur noch zwei Meldungen über Todesfälle eingegangen und ab dem 29. März gar keiner mehr. Theoretisch könnten in den nächsten Tagen zwar noch Meldungen der Gesundheitsämter eingehen. Praktisch sieht man aber am Verlauf der grauen und orangen Kurven, dass die Gesundheitsämter Sterbefälle inzwischen am selben Werktag übermitteln. Man findet beim RKI sogar eine Erklärung für diesen Vorgang:

Die Anzahl der verstorbenen COVID-19-Fälle werden nach einer Sicherheitsfrist von knapp 3 Wochen veröffentlicht, um die relative Vollständigkeit der Daten zu gewährleisten. Dennoch ist für die letzten dargestellten Wochen noch mit Nachmeldungen zu rechnen.“7

Problematisch ist, dass die Nachrichtensender diesen einfachen Zusammenhang nicht für erwähnenswert halten und den Eindruck erwecken, es würden nach wie vor täglich viele Menschen an COVID-19 sterben.


Quellen:
  1. ZDF Heute Nachrichten vom 30. März 2021, 19:00, https://youtu.be/GgZq01V17es?t=428
  2. Dashboard, Robert-Koch-Institut, https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4/page/page_1/
  3. Dashboard-Daten, Robert-Koch-Institut, https://npgeo-corona-npgeo-de.hub.arcgis.com/datasets/dd4580c810204019a7b8eb3e0b329dd6_0/data
  4. Gesamtübersicht der pro Tag ans RKI übermittelten Fälle, Todesfälle und 7-Tage-Inzidenzen nach Bundesland und Landkreis, https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Fallzahlen_Daten.html
  5. Dashboard,Robert-Koch-Institut, https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4/page/page_1/
  6. Archiv Fallzahlen und 7-Tage-Inzidenzen nach Landkreis, Robert-Koch-Institut, https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Fallzahlen_Archiv.html
  7. Todesfälle nach Sterbedatum, Robert-Koch-Institut, https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Projekte_RKI/COVID-19_Todesfaelle.html

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